Politisch extrem rechte Positionen haben viel mit dem Wunsch nach Kontrollierbarkeit, nach Beherrschbarkeit der Welt zu tun, der sich wenig verwunderlicher Weise bei vielen stark steigert in einer Ära, die dynamisch ist bis an die Grenze des Chaotischen, in der die Welt und ihre Vorgänge sehr unüberschaubar und undurchschaubar sind. Dass Frauen als Liebespartnerinnen keine Verfügungsmasse der Selbstbestimmung des Mannes über sein eigenes Leben sind, stellt insbesondere für heterosexuelle Männer mit einem entsprechenden hohen allgemeinen Kontroll- und Herrschaftsstreben eine besonders schwere narzisstische Kränkung dar. Diese Beobachtung liefert den Zusammenhang, der begründet, weshalb „Frauenhass in der rechtsextremen Szene als Einstiegsdroge in ein destruktives Menschenbild dient“, wie der neueste „Tatort“ aus Kiel seine düstere populärkulturelle Beschäftigung mit diesem Thema selbst beschreibt.
Das ist ein weiterer jener vielen Aspekte, die zeigen, dass es für Menschen mit einem hohen Kontrollbedürfnis und einem entsprechend anfälligen Charakter kaum einen anderen Ausweg aus dem letztendlich immer mörderisch eskalierenden „rechtsextremen Syndrom“ gibt, wenn die einzige echte Alternative für sie nicht im Bereich des individuell-subjektiv Greifbaren liegt: nämlich Spiritualität im Sinne von „echter, richtig verstandener Religiosität“. Nur in letzterem Geistes- und Seelenzustand nämlich – einschließlich freilich der Komponente einer entsprechenden günstigen sozialen Umgebung, die dieser innerliche Zustand nach sich zieht, von der allein er jedoch nur in wenigen Fällen wird seinen Ausgang nehmen können – ist es meines Erachtens überhaupt möglich, die Unklarheit und Unsicherheit der Welt, insbesondere in Zeiten wie heute, zu ertragen und zu bewältigen, ohne kompensatorisch in totalitäre politische Ideologien zu verfallen.
Allen rein politischen Maßnahmen zur Eindämmung von Rechtsextremismus stellt dieser mein Befund eine infauste Prognose. Wer nicht auch kritische Theologen befragt, wie den tiefen Krisen der Gegenwart begegnet werden muss, wird daher meiner Vorhersage gemäß überhaupt keinerlei echte und befriedigende gesellschaftliche Gestaltungserfolge erzielen. Wobei das Befragen der Theologen natürlich keine Erfolgsgarantie darstellt – ohne es lässt sich nach meiner Einschätzung nur beinahe eine Misserfolgsgarantie abgeben.