Am Erntedank-Sonntag 2020, dem 4. Oktober, hat der Limburger Regens, Bischofsvikar und Domkapitular Dr. Christof May in der zugegebenermaßen ästhetisch recht gelungenen Sankt-Tebartz-Kapelle, Verzeihung, der Kapelle des Limburger Bischofshauses, eine Predigt gehalten, die uns die paradoxen „Vorzüge“ (und das Wort „paradox“ möge hier bitte als Beweis dienen, dass ich das Wort „Vorzüge“ nicht zynisch meine) einer Pandemie vor Augen führt: Die Predigt ging bei YouTube viral, was vor Corona schon mangels Videoaufzeichnung vermutlich nicht der Fall gewesen wäre. Vor dem Altar stand ein Erntedank-Korb, der ausschließlich Kartoffeln enthielt – treffende Symbolisierung des großen Themas: Der Kirche fehlt die Vielfalt, weil der Klerus sich hauptsächlich als Türsteherschaft betätigt. Im Mittelpunkt von Mays Kritik in bisher seitens Männern vergleichbarer Stellung nie vernommenem Klartext stand der amtskirchenoffizielle Umgang mit Frauen, wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen. Danke, lieber Herr May – weiter so!