Antonio Spadaro SJ, der Direktor von „La Civiltà Cattolica“, hat in seinem Medium heute einen langen Beitrag veröffentlicht, in dem er Einblicke ins Geistesleben seines Ordensbruders Papst Franziskus präsentiert, die er offenbar von diesem aus erster Hand erhalten hat.
Der Papst lässt durchblicken, dass er, gut ignatianisch, bei der Leitung der Kirche vor allem „discretio spirituum“ am Werk sehen will, „Unterscheidung der Geister“ („diakrís(e)is pneumáton“, 1Kor 12,10).
Die Amazonas-Synode habe sich in ihrer Dynamik zu sehr den Mechanismen der säkularen Demokratie angeglichen; daher habe er, Franziskus, dem Mehrheitsvotum der Bischöfe für die regionale Priesterweihe verheirateter Diakone nicht zustimmen können.
Selbst wenn die Hardliner in der Minderheit sind, ist eine Kirchenspaltung nicht hinnehmbar, wie sie in der Luft gelegen hätte, wenn Franziskus das synodale „Plebiszit“ durchgewinkt hätte. Einverstanden, das ist ein gutes, starkes Argument.
Das säkulare Modell der Demokratie ist für den Staat da – ansonsten erst mal für gar nichts anderes. Für den vergleichsweise ganz andersartigen und viel stabileren Geist der Einheit, der der „discretio“ entspringt, steht die römisch-katholische Kirche: „Ut omnes unum sint“, Joh 17,21. So weit, so gut.
Allerdings sind es gerade die Hardliner, die diese klassisch-vatikanische Argumentationsstruktur mindestens über die letzten Jahrzehnte hinweg in vielerlei Hinsicht sehr weltlich-politisch ausgenutzt und auch regelrecht missbraucht haben, man kann es nicht schonender sagen. Auch „an sich“ richtige Argumentationen werden durch diese Art ihres Missbrauchs desavouiert; und so sind diejenigen, die ihre Macht durch dreisten Argumentationsmissbrauch ausgesprochen schlecht verantworten, als letztendlich verantwortlich dafür zu bezeichnen, dass wegen der Infamie dieser „Kontamination“ (schwäbisch-verharmlosend „Gschmäckle“) ihre ohnmächtigen Gegenüber in den Tiefen der Laienbasis im römisch-katholischen „Unten“ irgendwann auch einige der tragendsten Denkmodelle jener Einheit, nach deren Bewahrung alle Beteiligten „eigentlich“ glaubhaft streben, nicht länger unterstützen mögen.
Ein positives Zeichen ist ja schon, dass der Papst sich überhaupt rechtfertigt, was er ja der internen Kultur seiner Kirche zufolge überhaupt nicht müsste. Andererseits: Warum kam seine bedeutsame Erläuterung zu „Querida Amazonia“ nicht „gleich“ und nicht direkt, sondern erst jetzt und via Spadaro?
Nun ja.