Ich habe meinen Blog in „Neue Christliche Werte NCW+“ umbenannt, weil das besser ausdrückt, worum es mir aktuell und in Zukunft geht.
Der Name ist problematisch, aber das macht nichts, im Gegenteil, seine Ecken, an denen man sich stoßen kann, sind sogar gut.
Ich teile die Auffassung, dass „Werte“ ein Begriff aus der Welt der Ökonomie ist, der in Theologie und Spiritualität im engeren Sinne eher wenig verloren hat. Und trotzdem heißt mein Blog jetzt so.
Ich teile auch die Auffassung, dass es „neue“ christliche Werte in engerem Sinne gar nicht geben kann. Und trotzdem heißt mein Blog jetzt so. Denn man kann darunter auch die „Erneuerung“ einer christlichen Ausrichtung der Gesellschaft verstehen, und das ist es, worum es mir geht. In meiner Vorstellung ist diese Erneuerung aber keine „Restauration“; man kann nicht einfach „zu etwas Altbewährtem zurückkehren.“ Sonst wäre mein Blog ja nur ein weiterer von den vielen (ultra-)konservativen, fundamentalistischen oder traditionalistischen christlichen Blogs, die es schon gibt. Das Alte, das wirklich erneuert wird, bleibt nicht das Alte, es wird in gewissem Sinne etwas ganz Neues, das an etwas Altes erinnert. Anders geht es nicht. Deshalb ist der neue Titel meines Blogs trotz allem genau richtig.
Die „christlichen Werte“ können so alt sein, wie sie wollen – wir müssen jetzt trotzdem etwas ganz Neues daraus machen.
Die römische-katholische Kirche wird ihre derzeitige Vertrauenskrise, die der massenhafte sexuelle Missbrauch Jugendlicher durch Priester und Ordensleute sowie vor allem auch die regelmäßige systematische Vertuschung all dieser Missbrauchsfälle durch die zuständigen Bischöfe ausgelöst hat, definitiv nicht in der Form überleben, in der sie denjenigen von uns noch vielfach bekannt war, die sich an die 80er-Jahre erinnern.
In vielen der über 900 Beiträge zu meinem bisher „Offenkatholisch (Offkath)“ betitelten Blog, die ich heute auf „Unpublish“ gesetzt habe, habe ich mich mit Angelegenheiten der römisch-katholischen Kirche beschäftigt. (Freilich, in den letzten vier Jahren hatte ich an diesem Blog bereits nur noch sehr wenig weitergeschrieben.) Die römisch-katholische Kirche ist jetzt endgültig nicht mehr mein Thema. Sondern mein Thema ist ab jetzt das gesellschaftliche Überleben des Christentums ohne die kirchlichen Institutionen, die wir bisher kannten. Für diese Kehrtwende scheint es mir jetzt Zeit zu sein.
Manche Kirchenkritiker und Kirchenreformer steigern sich in die Erregung hinein, die Äußerungen von Gerhard Ludwig Kardinal Müller würden immer abstruser. Der Münchner Dogmatik-Professor Gerhard Ludwig Müller nahm einmal den sein Fach betreffenden Teil meines Lizentiatsexamens in katholischer Theologie ab, und ich kann zuversichtlich sagen, dass das Gebäude seiner Ansichten völlig schlüssig und durchdacht ist und ganz auf der Tradition der römisch-katholischen Kirche beruht. Jemanden an einem Punkt anzugreifen, an dem er nicht angreifbar ist, blamiert den Angreifer. Niemand, der qualifizierte Kirchenkritik üben möchte, sollte so tun, als wüsste GLKM nicht, was er sagt. Der entscheidende Punkt ist ein anderer. Timothy Radcliffe, ehemaliger Chef des Dominikaner-Ordens, hat erkannt, dass die römisch-katholische Kirche längst tief gespalten ist zwischen „Communio-Katholiken (Communion Catholics)“ und „Himmelreich-Katholiken (Kingdom Catholics)“. GLKM ist der Wortführer der „Kommunionisten“. Ich bin ein radikaler „Himmelreich-Christ“. Das Letztere ist vermutlich das Erklärungsbedürftigere – und in den Augen vieler Menschen auch das schwerer zu Erklärende. Letztlich ist es diese Erklärung, um die es in meinem Blog fortan geht. Ausführungen über die „Müllerianer“ tragen dazu schlicht wenig bei.